sprich das wort nicht aus



sprich das wort nicht aus
lass es die muse singen
zum klang der lyra


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  • magdalena
  • ophelia
  • kleine romanze
  • widmung
  • zauberzirkel
  • treue geliebte
  • eskimo



  • eurydike

    kalliope
    die schönstimmige
    gebar orpheus mit der lyra
    niemand konnte
    wie orpheus singen

    hat er
    je gesungen
    saß er nicht
    als schatten unter schatten
    im freudlosen hades

    ohne stimme
    ohne lieder
    verlassen und stumm
    von der natter gebissen
    gelähmt

    eurydike
    steigt hinab in das dunkel
    kerberos und charon
    lassen sie ein
    von ihrer schönheit gerührt

    in liebe
    umfängt sie
    den schatten
    die unterwelt
    lässt sie ziehen

    eurydike
    führt ihn ins licht
    tränenblind
    wird der geliebte
    ihr folgen

    sie wendet
    sich nicht
    vertraut der macht
    die ihn für immer
    erlösen soll

    er schlägt die lyra
    alle geschöpfe
    rührt sein gesang
    selbst bäume und steine

    denn
    niemand konnte
    wie orpheus singen
    erlöst von eurydike




    magdalena

    immer warst du
    bei mir
    du weißt doch

    der sturm auf dem see
    der ort der verzückung
    der hügel der seligkeiten
    der berg der qualen

    immer warst du
    bei mir
    du weißt doch

    der dunkle garten
    das felsengrab
    der schwere stein
    das verstummte herz

    immer warst du
    bei mir
    du weißt doch

    bebende erde
    blitzendes licht
    botschaft des himmels
    engel im schneegewand

    immer warst du
    bei mir
    du weißt doch

    deine liebe
    wälzte den stein


    ophelia

    meinen worten
    kann
    ich nicht trauen

    bliebe ich doch
    stumm
    bei den blumen am bach

    sie duften
    nur
    wenn ich schweige

    in wasserschleiern
    gleitet
    rötliches haar

    bleiche schultern
    wohl
    elfengebein

    die brüste
    zart
    die äderchen fein


    kleine romanze

    hier
    will ich
    träumen
    hier in diesem leben
    von schönheit freude liebeswonnen
    so wie ich einst mit dir geträumt
    die ewigkeit hat fast begonnen
    so träume zögere nicht mehr
    dort gibt es keine wunder
    schönheit freude liebe
    die ewigkeit
    ist traumlos
    leer


    widmung
    für helga

    deine augen
    geliebte
    bewegte see
    graugrün und tief
    unter wolken

    deine fingerspitzen
    perlen
    matt glänzend
    über
    meeresschaum

    wäre ich doch
    nahe bei dir
    so nahe
    welche kühle
    an meinem herzen


    zauberzirkel

    jede liebe
    endet
    auch meine liebe
    zu dir

    wenn die sonne
    nicht mehr strahlt
    kein stern mehr leuchtet
    mein herz
    nicht mehr schlägt

    nimm mich mit
    geliebte
    in deinen
    magischen kreis
    dann wird
    meine liebe
    ewig sein


    treue geliebte

    spreche ich
    blickt sie mich an
    vertrautes lächeln
    aus einer welt
    die ich nicht kenne

    stehe ich
    verloren unter menschen
    kommt sie zu mir
    gibt mir die bleiche hand
    ganz unverhofft
    sagt ihren namen

    bleich ihr gesicht
    gefasst in rötlich braunes haar
    so bleich die schultern
    und die mädchenarme
    sie nimmt mir
    meine scheu
    fast ganz

    morgens begrüßt sie mich
    ihr sanfter blick
    der tut so wohl
    und schmerzt so tief
    tags geht sie neben mir
    verlässt mich nicht bis in die nacht
    ich flüstere ihr zu
    einsamkeit
    treue geliebte du


    eskimo

    komm
    nicht herein in mein
    iglu deine wärme würde
    es zum schmelzen bringen
    oder willst du mich dann in der
    schneewüste lautlos erfrieren lassen


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