ein spiel die liebe



ein spiel die liebe
ein schönes spiel mit worten
lass es uns spielen


  • eigentlich
  • die blaue blume
  • das fräulein geitner
  • was liebt ihr denn
  • cafe dante
  • kurzsichtig
  • nähe
  • ihr name
  • deine stimme
  • frühling
  • im sommer da wächst der klee
  • Romantische Weise
  • hurra
  • digitale welt


  • eigentlich

    eigentlich
    haben wir gerade
    alles schon gesagt

    du fragtest glaube ich
    ob ich
    an dich denke

    natürlich denke ich
    jeden tag an dich
    bei verschiedenen
    gelegenheiten

    und wenn es nur
    der gedanke ist
    dir zu mailen
    oder dich anzurufen

    wozu es dann
    nicht immer kommt
    auch wenn ich
    jeden tag
    an dich denke



    die blaue blume

    goethe suchte sie in italien
    chamisso fand sie im harz
    ich sah sie kürzlich
    auf einer couch
    und dazu noch
    in einem literatursalon
    autsch

    ganz nett
    und adrett
    blühte sie da
    zwischen ein paar kakteen
    lieblich anzusehen
    mit ihrem alles übertönenden
    den poeten verwöhnenden
    blaue blumen blick

    ein bisschen traurig
    ein bisschen blass
    wie gut stand ihr das
    ich kenne sie
    und kenne sie nicht
    vielleicht sah sie mich
    vielleicht auch nicht

    doch ihren duft
    schickt sie mir nach
    per post
    in einem briefumschlag



    das fräulein geitner

    fachverkäuferin
    in einem elektromarkt
    vor dem g ein r punkt

    also rosvita oder rani
    rosi unpassend
    ebenso rita

    blaue augen braunes haar
    kurzer
    pferdeschwanz

    leichte stupsnase
    nicht zu voller mund
    circa achtzehn jahr
    alles wunderbar

    verlegen
    frau geitner
    der handyakku neun jahre
    alterschwach

    blick
    auf den bildschirm
    bestellung

    kramen
    in einem untersten fach
    ohne eile
    triumph

    gleich geschäftsschluss
    fräulein
    verzeihung frau geitner
    ja freilich



    was liebt ihr denn

    der kleine leberfleck
    neben dem
    nasenflügel rechts

    das winzige zucken
    am augenlid links
    und dann
    am mundwinkel
    darunter

    dazu der schwarze blick
    wenn sie ganz ernsthaft
    meinen namen sagt

    ich könnte
    bersten
    vor glück



    cafe dante

    überlebensgroß
    hängt er
    an der wand

    würdig
    die divina comedia
    in der rechten

    mit roten backen
    begeistert von
    seinen visionen

    in terzinen gefasst
    besonders gelungen
    die höllenqualen

    bei einem cappuccino
    warte ich
    auf beatrice



    kurzsichtig

    sie sitzt
    vor mir
    die brille
    im blassen gesicht

    nimm sie ab
    bitte
    blick mich an
    kurzsichtig
    wie die liebe


    nähe

    deine wange
    an meiner
    geahnte
    berührung

    meine lippen
    über deinem arm
    fühlen
    süßen flaum

    flüchtig
    streifen sich
    unsere
    blicke


    ihr name
            für sabine

    von weit her
    kommt der schamane
    neigt sich vor ihr
    im magischen kreis

    steine heben sich
    aus der Erde
    der adler flattert
    durch das laub

    blicke in ihr gesicht
    und ruhe dich aus
    sie legt dir
    die hand auf

    am morgen
    denkst du zärtlich an sie
    ihr name ist
    wodudieliebenichtvermutest


    deine stimme

    wer hat sie
    heraufbeschworen
    ich erkenne sie nicht
    sag deinen namen

    deine stimme
    in meinem ohr
    wie bergkristall
    auch bernsteinfarben
    wie das gold meiner heimat

    von weißen dünen bedeckt
    am fernen strand
    wo ich traurig war
    getröstet
    vom meer

    deine stimme
    frisches samtenes grün
    auch froh
    der vogel am morgen
    vor meinem haus

    die flüsternde stimme
    in meinem ohr
    so zart so zugewandt
    das muss
    deine liebe sein


    frühling

    unter kahlen platanen
    kommt
    eine schöne
    im schwarzen mantel
    mir entgegen

    blasses gesicht
    aus schwarzen haaren
    herausgeschnitten

    sie lächelt mich an
    ich bin überrascht
    sie lächelt immer noch

    rechtzeitig
    lächle ich zurück

    dann gehe ich hinunter
    zu den blühenden
    forsythien
    am fluss


    im sommer da wächst der klee

    in einem kühlen grunde
    ade zur guten nacht
    der mond ist aufgegangen
    jetzt wird der schluss gemacht

    dass ich muss scheiden
    ach wie ists möglich dann
    die goldnen sternlein prangen
    dass ich dich lassen kann

    sie hat mir treu versprochen
    im sommer da wächst der klee
    der wald steht schwarz und schweiget
    im winter da schneits den schnee

    sie hat die treu gebrochen
    das ringlein sprang entzwei
    hab dich von herzen lieb
    gab mir ein ring dabei

    und aus den wiesen steiget
    da geht ein mühlenrad
    mein liebchen ist verschwunden
    das dort gewohnet hat

    dass ich muss scheiden
    das glaube mir
    der weiße nebel wunderbar
    da komm ich wieder

    am himmel hell und klar
    steht wohl ein sternlein fein
    ich kann es nicht mehr finden
    s wird unsere liebe sein


    Romantische Weise

    Bevor ich schlafen gehe,
    Hab‘ ich an dich gedacht.
    So wohl ist mir – so wehe,
    Im Fenster steht die Nacht.

    Der Mond läßt sich nicht sehen,
    Kein Stern am Himmel blinkt.
    Wie mag’s der Liebsten gehen,
    Ob sie ein Lied mir singt?

    Ein Lied von Lieb‘ und Treue,
    Das klingt so schön wie einst.
    Ach, wenn du für mich lächelst
    Und eine Träne weinst!

    Dann gehst du sacht und milde
    Den langen Weg zu mir,
    Wirst mir im Traum zum Bilde,
    Als bliebst du immer hier.

    Hören und sehen Sie die Rezitation des Gedichts
    bei einer Veranstaltung der GKP Nürnberg 2009


    hurra

    jemand sagt zu mir
    du bist tot
    nein sag ich
    ich will gerade
    neu beginnen

    die jemand sagt zu mir
    dann trink viel rotwein
    und anisschnaps
    iss was dir schmeckt
    und qualm vor dich hin

    vor allem
    schleif mich in dein bett
    und mach
    was schönes
    mit mir

    ja ja ja ja ja
    sag ich
    mit schlotternden knien

    hurra
    ich lebe noch


    digitale welt

    mit einsern und nullen
    welten erschaffen
    einen sternenhimmel
    romantische landschaften

    aus unzähligen pixeln
    schöne bilder
    entstehen lassen
    auch menschen

    mit angenehmen
    sanften stimmen
    mit lächeln mit tränen
    computergesteuert

    virtuell auf dem screen
    anima oder animus
    nach deinen wünschen
    zu deinem glück

    sprich mit dir höre dir zu
    fühle dich wohl
    mit dir selbst
    liebe dich

    kein anderer
    kann es besser


    Zurück zur Gedicht-Hauptseite